Traumawissen
Was ist ein Trauma?
Grundsätzlich spricht man von einem Trauma (altgriechisch: Wunde), wenn das was wir erleben alle unsere Strategien zur Bewältigung und Verarbeitung übersteigt und eine ‘Wunde’ zurück lässt.
Das Erlebnis selber kann einmalig sein, wie z.B. einen Verkehrsunfall mit starkem Aufprall, dem Verlust eines geliebten Menschen oder auch dem Erhalten einer schlimmen Diagnose, oder auch toxischer Stress, der über längere Zeit anhält. Unter diese Kategorie fallen zum Beispiel die Bindungs- und Entwicklungstrauma, deren Auswirkungen sich oft erst im Erwachsenenalter zeigen und der Zusammenhang oft nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist.
Traumatisierend ist also nicht das Ereignis selber- sondern das was in uns als Folge davon passiert.
Zitat Dr. Peter A. Levine:
„Traumasymptome werden nicht durch das äussere Ereignis verursacht.
Sie entstehen, wenn überschüssige Energie nach dem traumatischen Erlebnis
nicht aus dem Körper entlassen wird.
Es entsteht eine Dysregulation im vegetativen Nervensystem.
Dies kann verheerende Auswirkungen haben auf Körper und Seele.“
Wie äussern sich Traumafolgestörungen?
Das vegetative Nervensystem reguliert die Funktionen unserer Organe und andere lebenswichtige Prozesse. Von ihm werden Herzschlag, Lungenfunktion, Verdauung, Blutdruck, sexuelle Erregung und vieles mehr gesteuert. Verstehen wir Trauma als Dysregulation des vegetativen Nervensystem, so erklärt sich die Vielzahl an verschiedenen Symptomen die daraus entstehen können.
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Schlafstörungen
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Wutausbrüche
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Chronische Müdigkeit
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Migräne
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Autoimmunkrankheiten
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Angstattacken
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Depression
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Verdauungsstörungen
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Verspannungen
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Da sie oft erst Jahre später auftreten werden sie häufig gar nicht dem Trauma zugeordnet.
Traumafolgen, also die Symptome, die durch Traumata entstehen, sind normale Reaktionen auf unnormale Ereignisse. In diesen Symptomen steckt die Lebensenergie und Kraft, die im Moment der Bedrohung aufgebracht, aber dann im Nervensystem «stecken» geblieben ist.
Was ist Somatic Experiencing?
Somatic Experiencing (SE)® wurde von Dr. Peter A. Levine entwickelt. Er ist Biophysiker, Psychologe und einer der bedeutendsten Traumaexperten unserer Zeit.
Was mir an seiner Methode so gefällt ist der kreative, spielerische Ansatz, immer auf das Gesunde in uns ausgerichtet. Es geht nicht darum etwas zu reparieren was kaputt ist, sondern Räume zu schaffen, damit der Organismus sich von innen heraus neu ordnen kann.
Im Alltag sind die gespeicherten Geschichten und Muster oft sehr präsent und engen uns ein. Durch diese Arbeit bekommt der Körper Zeit und einen sicheren Rahmen um sich neu zu organisieren. Das Nervensystem lernt Wege die blockierten Energien zu entladen und statt der immer gleichen Problemschleifen entsteht freier Raum für mehr Sicherheit und Lebendigkeit im Innen wie im Aussen. Meistens tritt direkt eine feine, spürbare Wirkung ein.
Wie wird mit SE gearbeitet?
Die Traumaarbeit nach Somatic Experiencing (SE)® findet im Gespräch statt. Durch die Ausrichtung auf das körperliche Erleben unterscheidet sich diese Art allerdings deutlich von eher problem- und gesprächsorientierten Therapieformen.
Das Ausprobieren konkreter Übungen für den Alltag gehört ebenso dazu wie das Verstehen der Zusammenhänge aus psychologischer und neurobiologischer Sicht.
Dazu muss das Ereignis selbst nicht unbedingt noch mal erlebt werden; es ist auch möglich ohne Inhalt und Erinnerung zu arbeiten, denn SE arbeitet nicht mit dem Ereignis als Ursache des Traumas sondern mit der Reaktion des Körpers auf das Geschehene.
Dies ist vor allem dann von grossem Vorteil, wenn nur Symptome ohne konkrete Erinnerungen an ein traumatisches Ereignis bestehen oder das Ereignis zu belastend ist um es direkt anzuschauen.
„Der Schlüssel zur Traumabewältigung ist nicht, das Trauma wieder zu erleben,
sondern neue Erfahrungen im Körper zu schaffen.“ Dr. Peter A. Levine